Angela und Moe
Hallo zusammen,
gestern fand der Poetry Slam der Internationalen Kurzfilmtage hier in Oberhausen statt. Ich durfte dabei sein und einen Text zum Film „Sonntag 3“ von Jochen Kuhn schreiben. Dabei ist ein Gedicht herausgekommen, in dem die Kanzlerin gemeinsam mit einem Mandrill die Straßen Berlins unsicher macht und versehentlich auf den Rapper Bushido schießt. Ob der Filmautor das exakt genauso als erste textliche Reaktion auf seinen Film geplant hatte, ist bisher ungeklärt.
Hier jedenfalls mal das Gedicht.
Es trägt den Titel:
Angela und Moe
Öd und leer war der verdammte
Alltag dort im Kanzleramte.
„Was nützt´s, dass Du der Boss hier bist,
wenn´s trist wie einst im Osten ist“
dachte sich die Kanzlerin,
dann ging sie zum Tierpark hin.
Denn sie wollt sich dort nen Affen
zur Belustigung beschaffen.
„Wen Justin Bieber nicht vergrault,
der wird auch gern von mir gekrault“,
sagte sie sich, nahm das Netz
und brach das Eigentumsgesetz.
3 Uhr nachts wars im April,
da schnappte sie sich den Mandrill.
Mit Pfeilen aus nem Pusterohr
betäubte sie ihn hinterm Ohr
Der Affe senkte seine Lider,
schon fand er sich im Rucksack wieder.
Den Sack schnallte die Kanzlerin
sich rücklings auf (mit Beute drin).
So sprang sie kichernd von der Mauer
als Staatschefin und Affenklauer.
Gesehen hatte das bloß einer –
und dem glaubte später keiner.
Auch die Flucht lief wie geschmiert,
denn Angela war gut maskiert:
Sie trug die Maske von Darth Vader –
das macht ja in Berlin fast jeder.
Ob Flash Mob oder Psycho-Leiden:
wer kann das heut noch unterscheiden?
Im Kanzleramt dann angekommen,
war der Mandrill total benommen.
Im Büro der Kanzlerin
legte er sich schnarchend hin
und knackte dort noch knapp zwei Stunden,
dann war das Valium überwunden.
Er gähnte laut und sagte „Scheiße!
Ick sauf zuviel Berliner Weiße.
Wat is´n dat für Laden hier?
Komm, Tussi – bring mir´n Konterbier.“
„Ach, guck mal an, der Affe spricht.“
So entsetzt war Angie nicht.
Im Wahlkampf und auf Dorfmarktplätzen,
muss man ja oft mit Affen schwätzen,
dachte sie sich arrogant,
dann gab sie dem Mandrill die Hand
und sprach: „Ich bin die Chefin hier.“
„Is mir egal, bring Konterbier!“
Mehr kam so erstmal nicht vom Affen,
darum ging Angie Bier beschaffen.
Jedoch: im Amt gabs nur Beck´s Gold,
Pofalla hatte das gewollt.
Davon gab sie dem Affen eine.
„Verarschen kann ick mich alleine.“
sprach der, „Du Hosenanzugstante
gibst Dir mit Tuntenbier die Kante,
aber ich will echtes Pils!“
Das war das Mantra des Mandrills.
Dann schnappte er sich Angela
und schleifte sie zu einer Bar,
wo´s Schultheiß gab und Fernet Menta,
ganz weit entfernt vom Parlament, da
wo´s auch nich auffällt, wenn Primaten
des nachts gegen Darth Vader darten.
Dort tranken sie dann Brüderschaft
mit Weizenbier-Bananensaft.
„Ich bin die Angie.“ – „Ick bin Moe.“
„Bin CDU-Chef.“ – „Ick beim Zoo.“
„Ich mach Physik“ – „Ick sauf gern Biere.
„Komm, klaunwa´n Auto! Ick steh Schmiere.“
Angela war angetan.
Der Affe hatte echt´n Plan.
Und man beschloss im Morgengrauen,
Bushido seinen Benz zu klauen.
„Die Kiste“, sagte Angela,
„gehört doch eh der Mafia.
Und Moe rief: „Jo! Ich hol die Knarre.
Wir klauen die Asi-Rapper-Karre.“
„Wer Kackmusik und Gangsta-Stuss
ans Volk verjuxt, der fährt bald Bus!“
so sangen Kanzlerin und Affe:
sie mit der Maske, er mit Waffe
und fröhlich wankten Sie dahin
mit nix wie Auto-Klauen im Sinn
Die Karre parkte vor ner Disse
und Moe rief: „Angela, das isse!
Die S-Klasse vom Gangstaschwein!
Pass auf! Da steigt er gerade ein!
Mann, Scheiße! Der entwischt uns glatt.
Ich schieß den Vorder-Reifen platt.“
Doch Angie schrie: „Du bist zu blau!
Da triffste nicht mehr so genau.
Gib mir die Knarre, Du Idiot.“
Und Merkel schoss Bushido tot.
Zumindest sah´s erstmal so aus,
denn Blut kam aus dem Rapper raus.
Doch wie beim Gangsta-Rap fast immer:
es wirkte alles optisch schlimmer.
Denn (zum Glück) war´s halb so wild.
Am nächsten Tag stand in der Bild:
„Bushido verliert linkes Ohr!“
Der Spiegel nahm es mit Humor:
„Jetzt macht Bushido auf Van Gogh!“
und bei Facebook gab´s dann noch
ne Gruppe namens „Einohrgangster“
und das war´s auch schon. Denn längst war
Polizei und Medien klar:
Keine Sau kriegt raus, wer´s war!
Im ganzen Unterweltmilieu
sagten Informanten: „Nö.
Wir wissen auch nicht, was da los war.“
Bloß dass Bushidos Schock so groß war,
dass er fortan halt nicht mehr rappte
nur wortlos noch im Fernsehen steppte
in RTL-Shows wie „Let´s Dance“
das irritierte seine Fans.
Ein Bodyguard bezeugte zwar,
dass da halt so ein Affe war,
der gemeinsam mit Darth Vader,
Entfernung ca. 50 Meter,
gezielt aufs linke Ohr vom Boss
mit einer Pistole schoss.
Bloß: den brachte die Wahrheit halt
zunächst mal in ne Heilanstalt.
(wo er nen Entzug begann
und – wie´s manchmal laufen kann:
nachdem er dann entlassen war
wurde er Bibliothekar.)
Angela und Moe jedoch
ham die Waffe immer noch.
Sie liegt – und kein Mensch ahnt sie da:
im Sockenfach von Angela,
denn da guckt nie die Kripo hin:
ins Sockenfach der Kanzlerin.
Und seit diesem Tage zieh´n
sie als Team durch ganz Berlin:
die Kanzlerin und Affe Moe,
gesetzlos, nachtaktiv und froh,
Fernet-saufend, Haus-beschmierend
den neuen Flugplatz sabotierend,
Karren-klauend, Gangster-neckend
und sich im Gebüsch versteckend,
nie mit Weizenbieren-geizend
und Investmentbanker-reizend
Lieder gröhlend, Scheiße bauend,
dem Spießervolk den Tag versauend:
das ist unsere Kanzlerin.
Es steckt soviel in Angie drin,
was sie dem Rest der Welt nicht zeigt.
Ein Affe weiß das. Und der schweigt.