Kunst in kurz: Theater
Mir ist schon öfter gesagt worden, dass die Zeit im Internet immer knapper wird. Ich hab das zwar nicht vollständig verstanden, weil es ja gleichzeitig immer wieder Zeitungsartikel darüber zu lesen gibt, dass die Bildschirmzeit der Menschen von Jahr zu Jahr länger wird. Aber gut. Man muss ja immer mit der Evolution gehen. Und darum möchte ich hiermit offiziell die Reihe „Kunst in kurz“ ins Leben rufen. Theaterstücke, Kunstwerke, Filme und alles, was sonst noch zu lang für die digitale Aufmerksamkeit ist, werden in unter 60 Sekunden Lesezeit zusammengefasst. Ein bisschen wie die „Tagesschau in 100 Sekunden“, nur kürzer. Und ohne Wetter. Den Beginn macht heute der Gründungsmythos der Schweiz, geschrieben von Friedrich Schiller und uraufgeführt 1804 in Weimar. So. Und jetzt aber schnell, sonst ist die Aufmerksamkeitsspanne schon wieder weg, bevor die kurze Kunst beginnt…
Wilhelm Tell (Friedrich Schiller): Willi und die Eidgenossen Unterwalden, Schwyz und Uri treffen sich zum Rütli-Schwuri weil allzeit schweizweit wen’ger Stress wär ohne Oberarschloch Gessler, der dort vor Ort der Landvogt is und kein Freund von Granny Smith. Obst auf Fontanellen-Stellen weckt im Tell dann den Rebellen, denn er verfehlt des Sohnes Stirne und schießt den Apfel von der Birne. Wobei er zeitgleich kess beschließt, dass er demnächst auf Gessler schießt. So gibt’s dann in der hohlen Gasse nen Despot-Tod erster Klasse mit Lob von allen Eidgenossen: „Willi, haste gut geschossen!“ Und droben in den Ur-Kantonen jubeln Schweizer, die da wohnen, denn alles ist wieder ok über’m Vierwaldstetter See.