Kunst in kurz: Kleist
Und hier mal Kunst in kurz für den Sommer: Heinrich von Kleists zerbrochener Krug in unter 60 Sekunden. In der Zeit kann man das Teil nicht wieder zusammenkleben…
Der zerbrochene Krug (Heinrich von Kleist, Uraufführung 1808, Weimar)
Was tun, wenn der Richter zugleich auch der Täter ist? Das fragt sich Dorfrichter Adam zurecht. Denn er ist kein Aushängeschild der Justiz und seine Ausgangslage ist schlecht. Zwar konnt‘ er unerkannt flieh’n vor‘m Verlobten der Tochter von Marthe Rull in der Nacht, aber mit Schrammen und ohne Perücke. Zudem ist ein Krug auf den Boden gekracht. An sich kein Verlust, bloß so Tinnef aus Utrecht vom Trödelmarktstand und mit Hollandmotiv, aber Frau Marthe verklagt den Verlobten, drum kommt’s zur Verhandlung und alles geht schief. Denn so kommt heraus: Richter Adam ist selber der Ortsporzellanschinderdorfmädchenschreck. Er kann sich nicht rauswinden, kriegt seine Strafe, die Perücke gibt’s wieder, der Job ist dann weg. Für alle anderen endet‘s nicht übel. Und auch der Krug kommt zur Hochzeit groß raus: beim Poltern entdeckt Onkel Willi den Kübel und haut ihn zufrieden auf’s Pflaster vorm Haus. (Beim nächsten Mal dann aber wirklich Günter Grass...)